Wandertage

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Auf den Spuren des Einhorns - Die Einhornhöhle bei Scharzfeld
die größte Schauhöhle des Westharzes
Die 365 m lange Einhornhöhle - Führungslänge - und die nicht begehbaren Seitengänge mit 192 m ergeben eine Gesamtlänge der Höhle von 557 m, die sich im ältesten Zechsteindolomit - das etwa 270 Millionen Jahre alt ist - erstreckt. Sie wird vom Harzklub - Zweigverein e. V. Scharzfeld betreut.

Die Höhle ist für Besucher vom 01. April bis 31. Oktober geöffnet. Führungen finden täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr statt. Während dieser Zeit kann die Einhornhöhle auch telefonisch unter der Rufnummer: 0 55 21 / 36 16 erreicht werden.

Die Einhornhöhle wird mit dem Auto (oder Bus) auf der B 27 / 243 aus Richtung Herzberg - Abfahrt Scharzfeld -; aus Richtung Bad Lauterberg - Abfahrt Barbis /Zoll - erreicht. Die innerörtliche Beschilderung führt zum Wanderparkplatz "Im Rott". Von dort gelangt man auf einem Wanderweg (ca. 200 m) zur Einhornhöhle. Bahn- und Busreisende steigen in Scharzfeld am Bahnhof aus und er- reichen die Einhornhöhle auf einem der gut ausgeschilderten Wanderweg.

Die Einhornhöhle – geschichtliche und geologische Informationen
Unter den Harzer Höhlen ist die Einhornhöhle bei Scharzfeld neben der Baumannshöhle bei Rübeland diejenige, welche als erste das wissenschaftliche Interesse geweckt hat. Schon im Mittelalter wurde die Höhle durchgewühlt, um die vermeintlichen heilkräftigen Knochenreste des sagenumwobenen Einhorns zu bergen. W. Leibniz, einer der prominentesten Höhlenbesucher in dieser Zeit, wurde durch die Funde von Resten vorzeitlicher Tiere sogar zu einer Rekonstruktion dieses Ungetüms angeregt. Es ist in seiner im Jahre 1749 erschienenen "Protogaea" abgebildet.

Die älteste Beschreibung der Höhle stammt aus dem Jahre 1663. Auf seiner dritten Harzreise im Jahre 1784 kam
Goethe hierher, um geologische Studien zu betreiben. Ein regelmäßig Besucher war Hermann Löns
, dessen Schwiegervater aus Barbis stammte.

Die systematische wissenschaftliche Erforschung der Höhe begann Ende des vorigen Jahrhunderts. Sie galt der vorgeschichtlichen Besiedelung, der eiszeitlichen Tierwelt und der Geologie und wurde von Rudolf Virchow, dem großen Arzt, eingeleitet. Er arbeitete hier 1872 zusammen mit Hostmann. Weitere Arbeiten wurden von Stuckmann (1882), v. Alten (1882), Favreau/Wildhausen (1903), Jacob-Friesen (1925/26), Biese (1933), Sickenberg/Schütt (1968) und Duphorn (1968) durchgeführt. Die Benennung verschiedener Höhlenräume erinnert an einige dieser Forscher und ihre Arbeiten.

Vollständiger Unterkiefer eines Höhlenbären, ca. 30.000 Jahre alt (Länge: ca. 30 cm). Bei diesen Untersuchungen wurde das Einhorn, das der Höhe den Namen gab, endgültig in das Reich der Fabel verwiesen. Tatsächlich stammen die meisten Knochen und Zähne, die im Höhlenlehm ausgegraben wurden, von einem Vorläufer des eiszeitlichen Höhlenbären. Die spärliche Begleitfauna besteht aus Nashorn, Pferd, Wolf, Bison und Löwe. Aus dieser Tiervergesellschaftung ist zu schließen, dass die Fauna der Einhornhöhle in einer steppen- oder savannenartigen Umwelt gelebt hat. Das Alter der Fauna wird von den Geologen auf etwa eine halbe Million Jahre geschätzt. Bemerkenswert ist das bei den paläontologischen Untersuchungen anhand der Eckzahngrößen ermittelte Zahlenverhältnis der Bärengeschlechter. Danach kamen vorwiegend Bärinnen in die Höhle, um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen – oder – soweit sie nicht trächtig waren – um allein oder mit ihren Jungen dort zu überwintern.

Blaue GrotteDer heute als Eingang benutzte Stollen entstand 1889/93 bei einer der Grabungskampagnen. Vorher war die Höhle nur durch einen schon in vorgeschichtlicher Zeit eingebrochenen Deckeneinsturz zugänglich, dem jetzigen Ausgang. Die dortige Treppe entstand 1729, als ein Besuch Georgs II. in Aussicht stand. Vorher musste man – den nach alten Beschreibungen nach – auf den Ästen einer abgehauenen Eiche hinuntersteigen.

Die fast 300 m lange Einhornhöhle erstreckt sich im ältesten Zechsteindolomit (etwa 270 Mio. Jahre), der hier unmittelbar auf dem Grundgebirge des Harzes (Grauwacke) aufliegt. Sie ist an einem System NO-SW streichender Klüfte durch kohlensäurehaltiges Sickerwasser angelegt, das auf chemischen Wege mit dem Verbruch auch die heutigen Hohlformen gebildet hat und noch bildet.

Wo Wasser "aggressiv" ist und den Dolomit löst, kann es nicht gleichzeitig Tropfstein absetzen. Diese sind daher in dieser Höhle nicht so zahlreich wie in anderen. Stattdessen werden in die Decke tiefe Kolke ausgelaugt, die man früher für "Strudeltöpfe", als Flusswasserbildungen, hielt. Doch nur der "Weiße Saal" bildete vor etwa 500.000 Jahren eine halboffene Ufergrotte unter dem Felsabbruch, in welche die Ur-Oder gut gerundete Flussschotter einschwemmte und die schließlich gänzlich von der Außenwelt abgeschnitten wurde.

Heute sind diese Flussschotter unter bis zu drei Meter mächtigen Höhlenlehmen begraben. Den Abschluss der Höhlenablagerungen bildet eine Decke von Kalksinter, deren geologisches Alter relativ gering ist. Nach physikalischen Bestimmungen (nach der Radio- carbon-Methode) beträgt es "nur" ca. 5.000 Jahre.

Ein größerer Fluss ist in der übrigen Höhle niemals geflossen, wie schon die starken Profiländerungen in ihrem Verlauf – große Hallen wechseln mit engen, künstlich erweiterten Strecken – zeigen. Einige Hohlkehlen an den Höhlenwänden sind an die Schichtung des Dolomits gebunden und durch Sickerwasser gebildet.

Durch den schon erwähnte künstlichen Stollen kommt der Besucher zunächst in den "Weißen Saal" mit der benachbarten "Struckmanngrotte", in der eine Bronzetafel an den verdienten Forscher erinnert. Hier kann man in den Halden der letzten Ausgrabungen (1968) vielleicht noch Flussgerölle der oben genannten Ur-Oder finden, deren ältester Talboden etwa 140 m über dem Niveau der heutigen Aue lag.

Eine künstlich erweiterte Passage vermittelt den Weiterweg zur "Wolfskammer", der "Hexenküche", dem "Virchowgang" und schließlich in den neun Meter hohen "Schillersaal", in dem 1859 Göttinger Schillerverehrer den 100. Geburtstag des Dichters feierten. Der niedrige Bärengang führt weiter in die mächtige "Leibnizhalle", von der ein 1925 aufgegrabenen Gang mit der "Armesünderkammer" abzweigt.

Bis zur "Leibnizhalle" dringt das durch die beiden Deckeneinstürze fallende Tageslicht. Durch eine der Deckenöffnungen führt eine Treppe auf die Dolomithochflächen über der Höhle. Hier war früher der Eingang zur Höhle, der heute als Ausgang benutzt wird. Benachtbart liegt noch die "von-Alten-Kapelle" mit drei großen Deckenkolken.

Auch hier erinnert eine Bronzetafel an den Forscher, nach dem auch die hier und unter der Treppe abzweigenden kurzen Gänge (von-Altensche-Gänge) benannt sind. In diesen Gängen und unter den Deckenstürzen wurden die meisten vorgeschichtlichen Funde gemacht, welche auf eine Besiedelung der Höhle seit der Jüngeren Steinzeit bis ins Mittelalter hinein schließen lassen. Alle Funde liegen im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover.

Offizielle Seite zur
Einhornhöhle

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